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  2019-04-09: Fahrradklimatest

72% der Radfahrenden in Chemnitz fühlen sich gefährdet
Fahrradklima-Test des ADFC zeigt: Chemnitz verschlechtert sich auf Schulnote 4

72% der Chemnitzer fühlen sich beim Rad fahren in der Stadt gefährdet. Dies zeigen die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests, den der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) heute öffentlich vorstellte. Nicht nur das Sicherheitsgefühl bewerten die Chemnitzer kritisch, 87% fühlen sich mit dem Rad auch an Baustellen unzureichend geschützt, 77% bemängeln die geringe Breite der Radwege. 76% der Chemnitzer empfinden das Miteinander von Autos und Fahrrädern auf der Straße als problematisch, 86% kritisieren den Winterdienst in der Stadt. Nur 11% empfinden die Ampelschaltungen für Radfahrer in der Stadt als fahrradfreundlich.


84% der Befragten können nicht guten Gewissens Kinder allein Fahrrad fahren lassen. Und nur 10% der Chemnitzer haben das Gefühl, dass es unterstützt wird, wenn Kinder mit dem Rad zur Schule fahren.

Deutlich besser als der sächsische Durchschnitt bewerten die Chemnitzer dagegen die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr. Ralph Sontag, Vorsitzender des Chemnitzer ADFC, sieht in den schlechten Ergebnissen der Stadt Chemnitz ein chronisches Defizit. ?In Chemnitz können wir dank des Fahrradklima-Tests viele Probleme beim Radverkehr identifizieren. Der Fahrradklima-Test zeigt, dass die Chemnitzer Radfahrenden bei der Förderung des Radverkehrs ein entschiedenes Handeln erwarten.?

Des Weiteren vermissen immer mehr Chemnitzer ein gutes Leihradsystem. Die Situation wird in Chemnitz mit der Schulnote 3,7 bewertet, vor sechs Jahren lag dieser Wert noch bei 3,2. Die Leipziger und Dresdner Leihradsysteme erhalten im Vergleich die Schulnote 2,4 bzw. 2,5. Außerdem wird das Falschparken auf Radwegen im Mittel mit der Note 4,7 bewertet, vor vier Jahren vergaben die Radfahrenden noch eine 4,2.

Thomas Lörinczy, 2. Vorsitzender des ADFC Chemnitz e.V., sieht das katastrophale Abschneiden unserer Stadt im Test als hausgemacht: „Der Wunsch der Verwaltung, auch in Chemnitz sicheres und gutes Radfahren zu ermöglichen, ist oft erkennbar. Dieser wird jedoch meist durch fehlende Planung und Absprachen behindert oder es fehlt einfach an nötigen Finanzen. Ergebnis ist nicht nur ein halbherziges Leihradsystem, oft sind es auch ruinierte Felgen wegen löchriger Pisten oder permanent zu hoher Bordsteinkanten trotz einer Absenkung. An fast jeder Radverkehrsführung bleibt man als Ortsunkundiger mindestens einmal stehen und weiß nicht weiter. Und dann sind die wenigen Radspuren, die wir in Chemnitz haben, auch ‐ nicht nur gefühlt ‐ immer öfter zugeparkt.”

2014 und 2016 wurde die Fahrradförderung in Chemnitz durchschnittlich mit der Schulnote 3,7 bzw. 3,8 bewertet. Nun vergaben die Chemnitzer Radfahrenden nur noch die Schulnote 4,1, was beim Fahrradklima-Test ein enormer Rückgang ist.

„Wir können aber auch sehen, dass die Teilnehmenden des Fahrradklima-Tests Verbesserungen anerkennen. 69% sind mit der Fahrradmitnahme im Öffentlichen Nahverkehr zufrieden”, sagt Ralph Sontag. Die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr erhielt im Mittel die Schulnote 2,8 (2016: 2,9). Auch mit der guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums sind 50% zufrieden. Sie kommt auf eine Gesamtnote von 3,4.

Hintergrund
Der Fahrradklima-Test, eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), ließ für drei Monate Radfahrende zu Wort kommen. Vom September bis November 2018 konnten sie ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt kundtun. Die Ergebnisse für die Stadt Chemnitz sind ernüchternd: 72% der Radfahrenden geben an, sich im Verkehr nicht sicher zu fühlen. Die wahrgenommene Gefährdung nahm in den letzten Jahren auch deutlich zu: Während die Radfahrenden in Chemnitz ihre Sicherheit zwischen 2012 und 2016 noch durchschnittlich mit der Schulnote 4,0 oder 4,1 bewerteten, vergaben sie 2018 eine 4,2. Gleichzeitig fühlen sich nur 12% der Chemnitzer Radfahrenden als Verkehrsteilnehmer akzeptiert. Mit einer Gesamtbewertung der Fahrradsituation von 3,97 liegt Chemnitz im bundesweiten Mittelfeld, allerdings deutlich abgeschlagen hinter den vergleichbaren Städten Karlsruhe (3,15), Münster (3,25) oder Rostock (3,92).

Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit. Er umfasst 32 Fragen und wird seit 2012 in jedem zweiten Jahr durchgeführt. 2018 bewerteten in Chemnitz bei der Umfrage 329 Personen ihre Stadt nach Fahrradkriterien, deutschlandweit waren es rund 170.000. 74% der Befragten nutzen täglich das Rad, allerdings sind nur 15% von ihnen Mitglied im ADFC. Gleichzeitig fahren mehr als drei Viertel der Befragten regelmäßig Auto als auch Fahrrad und kennen somit beide Perspektiven. Das Fahrradklima, also die Wahrnehmung der Radverkehrsbedingungen hat sich bundesweit weiterhin verschlechtert. 2014 wurde das Fahrradklima noch mit 3,7 bewertet, 2016 mit 3,8 ? 2018 mit 3,9. Im Freistaat Sachsen verbesserte sich das Fahrradklima hingegen leicht von der Schulnote 4,03 auf 3,95. Sachsenweit nahmen fast 10000 Befragte am Fahrradklima-Test teil und damit mehr als doppelt so viele wie noch 2016.

Link zu den Ergebnissen 2018: www.fahrradklima-test.de
Link zu den Ergebnissen der vergangenen Jahre: www.fahrradklima-test.de/karte

Thomas Lörinczy