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Vogtländische Talsperrentour 1998 - Wie es war
In der Tourenankündigung war zu lesen: ".Gelegenheit
zum Bade .". Daß es stattdessen eine ausgiebige Dusche
wurde, hatte ich mir bei der Planung für Ende August nicht
träumen lassen.
Der Reihe nach. Wie so oft erhoben sich am frühen Morgen des
29. August wieder einmal sechs Radfahrer von ihren Lagern, um sich
so um die sechste Stunde zu treffen. Einer kam aber nur, um bescheidzusagen,
daß er nicht kommt, zumindest nicht mit. Aber alles Bitten
um Verschiebung der Tour war vergebens - es gab kein Pardon, es
wurde gefahren. So saßen ab Chemnitz Hauptbahnhof 3 Unentwegte
im Zug, zu denen sich in Süd und Grüna noch zwei gesellten.
Unterwegs stellten wir alsbald fest, daß die Deutsche Bahn
AG offenbar eine rationelle Methode der Wagenwäsche während
der Fahrt eingeführt hatte. Das Wasser floß nämlich
in Strömen an den Fenstern entlang. In Zwickau beim Umsteigen
merkten wir aber schnell, daß das Wasser gar nicht allein
dem Zug gegolten hatte, auch zwischen den den Zügen kam es
von oben .
Nun denn. Im Regiosprinter der Regentalbahn - nomen est omen -
ging es weiter nach Muldenberg. Oben angekommen, waren wir in den
Wolken. Abgesehen von den Blättern an den Bäumen war es
eigentlich November. Jeder zog sich an, was er mitgebracht hatte,
dann hoben wir uns auf die Räder, setzten uns in Bewegung und
begannen, auf den Gewöhnungseffekt zu warten. Die Talsperre
Nr.1, Muldenberg, umfuhren wir links, um auf einen schönen
Waldweg Richtung Schöneck zu gelangen. Der war gar nicht mal
so weich wie zunächst befürchtet.
In Schöneck fing es dann an, stärker zu regnen, was mich
- wie wohl auch die anderen Brillenträger - schier zur Blindheit
verdammte. Weiter ging es Richtung Norden. Wir hätten hier
eine herrliche Aussicht gehabt. Dann folgte eine schöne Abfahrt.
Hier hätten wir sehr schnell fahren können. Unten wartete
Talsperre Nr. 2: die Talsperre Werda, oder auch Geigenbachtalsperre.
Und der Regen ließ ab da immer mehr nach : Lohn unseres Trotzes
gegenüber dem Wetter. Nach etwas Auf und Ab und einem Stück
Schotterweg kamen wir nach Oelsnitz im Vogtland. Dort fand sich
ein Konditor, den ich eigentlich schon in den vorher durchfahrenen
Dörfern erhofft hatte. Aber im Zeitalter der Autofizierung
scheint sich der Dorfbäcker überlebt zu haben. Man bevorzugt
offenbar Einheitsgebäck, erzeugt von einem Standardbäcker,
wie sie in unseren neuen Supermärkten allenthalben vorkommen,
und per Verkaufswagen auf den Dorfplatz geliefert; oder man fährt
gleich selbst in die Stadt. Die Konditorei in Oelsnitz war wohl
auch nicht mehr von altem Schrot und Korn - eher unpersönlich,
die Warenposten mußten per Codenummer in die vollelektronische
Registrierkasse gebucht werden, und die Einrichtung war eben so,
wie heute nahezu überall Bäckereinrichtungen sind. Aber
Kuchen und einen warmen Kaffe, das bekamen wir doch.
Seit Muldenberg waren wir bis hierher im Wesentlichen - die Mitfahrer
werden mir die Unterschlagung der Auffahrt von Raasdorf auf den
Engelspöhl verzeihen - bergab gefahren. Aber nun waren wir
im Elstertal angelangt - viel tiefer ging es also nicht. So mußten
wir einen ersten Anstieg nach Schönbrunn nehmen, um anschließend
wieder nach unten zu fahren und darauf wieder nach oben. Und - zuerst
wollten wir es nicht glauben - von der Höhe hatten wir einen
Blick zur Sonne. Nein, nicht gleich direkt, aber immerhin sahen
wir Gegenden, wo die Sonne schien. Außer der Sonne lockte
auch der zum Mittagessen angepeilte Gasthof in Taltitz. So rollten
wir, Bobenneukirchen links unten im Tal liegen lassend, gen Norden,
an der Talsperre Nr.3 - Dröda- bzw. Feilebachtalsperre - vorbei,
gelangten, unsere Bremsgummis weiter abschleifend, hinab ins Tal
des Feilebaches und kamen bei zügiger Fahrt talabwärts
auf guter Straße zunächst nach Pirk, weiter zur Staumauer
der gleichnamigen Talsperre, der vierten auf unserer Tour, und am
Uferweg entlang zum Camingplatz. Von hier aus noch zwei Kilometer,
und wir erreichten zur besten Mittagszeit und bei tatsächlich
einsetzendem Sonnenschein Taltitz. Im Gasthof ,,Zum Grünen
Baum``fanden wir begeisterte Aufnahme, schließlich hatte unser
Ältester einen ganz neuen grünen Farbton im eigentlich
weißen Haar (die Mütze war halt nicht farbecht gewesen).
Nach ordentlicher Labung fuhren wir wieder mal nach oben, aber
der Anstieg von Taltitz bis nach Oberlosa ist ein sehr sanfter:
genau richtig nach dem Mittagessen. Vom Turm auf dem Kemmler bei
Oberlosa hatten wir einen wunderschönen Rundblick über
die Gegend unserer Tour und über Plauen. Dummerweise sah das
Wetter da, wo wir gerade herkamen, viel besser aus als da, wo wir
noch hinfahren wollten. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, daß
uns noch etwas mehr als zwei Stunden blieben, bis unser Zug ab Herlasgrün
fuhr. Also weiter - hinunter nach Kleinfriesen, hinauf nach Voigtsgrün,
hinunter nach Altensalz, über beide Vorsperren der Talsperre
Pöhl - der fünften und letzten Talsperre auf der Tour
- wieder hinauf nach Thoßfell, und von da über Gansgrün
bis kurz vor Helmsgrün. Hier traf uns, nach dem der zwischenzeitlich
gekommene Regen doch wieder gegangen war, der Pannenteufel. Der
Schlauch war jedoch schnell gewechselt, so daß wir noch die
Badestelle in der Helmsgrüner Bucht in Augenschein nehmen konnten.
Da dort aber keiner badete, wollten wir auch keine Ausnahme machen.
Ein allerletzter, kurzer Anstieg nach Herlasgrün brachte uns
zum Bahnhof. AAuf der Rückfahrt funktionierte die Wagenwäsche
wieder ganz toll, aber unsere Befürchtungen zerschlugen sich:
in Chemnitz kamen wir dann alle trocken nach hause.
Uwe Falke
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