Logo ADFC01KontaktImpressum
Wir treten für Radfahrer ein, tretenSie mit!
Logo ADFC02 Fahrraeder



  c
Startseite

Radtouren '03

Radrouten
Radurlaub

Geschäftstelle
Mitglied werden
Verein

Nützliche Links
Landesverband
Bundesverband


 

 

 

» Rund um den Bodensee

Allgemeine Bemerkungen:
Die Tour läßt sich natürlich von jedem Ort aus starten, aber wir wählten Langenargen, da wir hier ein Quartier mit Autounterstellmöglichkeit für die Zeit der Tour gefunden hatten. Wir hatten uns in Vorbereitung der Fahrt schon um Quartiere bemüht, die in der Hauptsache Jugendherbergen sein sollten. Auf schweizerischem und österreichischem Terrain klappte das auch sehr gut. Auf deutscher Seite waren sie alle belegt und wir suchten uns Pensionen am Weg. Die Radwege waren zum größten Teil gut befahrbar, wenn auch wegen dichten Radelverkehrs und schnellerer, teils egoistischer, rücksichtsloser Sportradler oft äußerste Vorsicht geboten ist. In Badeorten und Kurzonen werden die Radler meist von den Uferzonen weggeführt, aber auch die Ortschaften sind sehens- und erlebenswert.

Im Jahr 2000 wurde am Bodensee ein Erlebnisticket eingeführt, das wir nutzten und das uns im gesamten Bodenseebereich und darüberhinaus im gesamten Appenzell viele Vergünstigungen brachte. Es gilt länderübergreifend sogar bis Liechtenstein, beinhaltet z.B. kostenlose Fahrten mit allen Bodenseeschiffen, freien Eintritt in Museen, Schlösser, Bäder, einige Freizeitparks, kostenlose Stadtführungen und für uns besonders interessant, auch alle vier Appenzeller und zwei österreichischeBergseilbahnen. Insgesamt sind 120 touristische Einrichtungen beteiligt.

Das Ticket gibt es für 3, 7 und 14 Tage. Im Text werden Einrichtungen, die wir mit dem Ticket besuchten mit einem Stern versehen.

Erster Tag: Langenargen-Ravensburg, 70 km
Bei heißem Bodenseebadewetter starten wir die Hitze verachtend Richtung Norden, sozusagen landeinwärts, nach Ravensburg. "L.A.", wie die Langenargener selbstbewußt ihr Städtchen nennen, ist wirklich im Besitz eines sehenswerten Bezugsobjektes zu Kalifornien: das tatsächliche Vorbild für die Golden Gate Bridge in San Francisco steht hier, eine genietete Stahlhängebrücke über die Argen! An der Argen entlang führt der Weg Richtung Norden, weiter auf Straßen nach Tettnang und am Ravensburger Spieleland vorbei nach Ravensburg. Diese Stadt mit ihren Stadtmauerresten und vielen Türmen in dieser Umfriedung zeigt mittelalterliches Gepräge. Sie wird beherrscht von der Veitsburg, die einst mächtige Welfenburg, dem wahrscheinlichen Geburtsort Heinrich des Löwen, und der mächtigen Benediktinerabtei Weingarten mit ihrer barocken Basilika, der Grablege der Welfen. Die heiße Augustsonne vertreibt uns vom menschenleeren, imposanten Klostervorplatz hinab an den Erfrischung spendenden Brunnen am Fuße des Klosterhügels. Die Rückfahrt führt uns an der bekannten Ravensburger Pusselschmiede vorbei ins ruhige Schussental. Wir verfehlen öfters den schlecht markierten Radweg, gelangen aber trotzdem nach Meckenbeuren und auf guter Asphaltpiste Richtung Friedrichshafen. In Lochbrücke durften wir den Talweg nicht verpassen, sonst müssen wir an der dicht befahrenen B30 entlang nach Friedrichshafen. Leider ist uns das passiert und wir erreichten das Seeufer nach längerer Stadtfahrt und pirschten uns dann durch das romantische Naturschutzgebiet des Eriskircher Rieds auf schmalem Wanderweg (!) Richtung Langenargen durch. Leider war heute am Sonntag die Zufahrt zum Standbad so hoffnungslos verstopft, daß wir selbst als "schmale" Radler nicht ohne weiteres passieren konnten. Schließlich erreichen wir doch noch trotz unserer ausgegangenen Trinkvorräte das Schlößchen Montfort und den Italiener am Langenargener Markt, der uns alle erforderlichen Aufbaustoffe servieren kann.

Zeiter Tag: Langenargen-Insel Mainau und zurück
Am zweiten Tag sollte man nach einer strapaziösen Tour am Vortag eine Radpause einlegen. Die Nacht über hatte ein Unwetter den See gepeitscht und die Pappeln im Garten unserer Pension tanzen lassen. Die Wellen waren über die Uferbefestigung aufgestiegen wie die Brandung des Meeres und der Sturm hat mächtig am Haus gerüttelt. Aber jetzt ist es wieder friedlich und es verspricht ein heißer Tag zu werden. Also kaufen wir uns eine Bodensee- Erlebniskarte und schiffen* uns ein zur Insel Mainau*- eine besinnliche Schnuppertour über Friedrichshafen- Immenstaad- Hagnau und Meersburg, die wir morgen per Rad bewältigen wollen. Die Insel hält viele Überraschungen bereit und man hat mehr Muße, als sie für eine Stunde auf der Radtour zu besuchen. Der Tagesausklang mit der schönen Sicht auf das Säntismassiv über dem Südufer macht Appetit auf morgen!

Dritter Tag: Langenargen- Mimmenhausen, 48 km
Es hat wieder gewittert und die Temperaturen sind radfreundlicher geworden. Da wir das Eriskircher Ried schon durchfahren hatten, können wir jetzt dem ausgeschilderten Bodenseeradweg folgen. Wir erreichen zuerst den Ort Eriskirch mit einer überdachten Holzbrücke und der Wallfahrtskirche Mariabrunn gleich dahinter. Bestimmt erst ein so idyllisches Fleckchen, seitdem die B31 nicht mehr durch den Ort über die schmale Holzbrücke führt. Im quirligen Friedrichshafen, das wir entlang der dicht befahrenen B31 ansteuern, ist der Hafen und das neu gestaltete Zeppelinmuseum* ein Muß für alle Besucher der Stadt. Eindrucksvoll ist die neue Schau aus Anlaß des 100. Jubiläum des LZ1 gestaltet mit Technik zum Anfassen, historischen Filmen in einer Videoshow und Geschichte um die Zeppeline in einer Unmenge von Bildern und Modellen. Wer so früh da ist wie wir, hat wenig Gedränge. Im und vor dem Hafen drängen sich Schiffe mit Hunderten Passagieren, die da hinein wollen!

Auf der B31 verlassen wir Friedrichshafen, neben ihr passieren wir die großen Werksgelände der Dornierwerke, die mit ihren Parks bis an den See reichen. Erst viel später in Immenstaad gelangen wir auf den Seeweg nach Hagnau, der auch nicht als Radweg ausgezeichnet ist, mit Picknick am See. Sollen wir am See entlang den Park genießen oder den Ort durchfahren, der so hübsch ist? Die Entscheidung fällt hier wie in den Orten zuvor und danach nicht leicht, aber eine Alternative gibt es nur, will man nicht zweimal hindurchfahren. Der Weg wird wieder ruhiger.

In Meersburg haben wir Mühe uns durch das Gedränge zu schieben, stellen die Räder in der Unterstadt ab, um nach oben zur ältesten deutschen Burganlage* mit dem Dagobertturm* (Dagobert der Merowinger!) zu steigen. Auch das Neue Schloß* kann besucht werden mit Galerie* und Klosterkirche*.

Am späten Nachmittag besuchen wir noch das Pfahlbaumuseum* Unteruhldingen, wo stein- und bronzezeitliches Leben und viel handwerkliches Gewerbe dargestellt ist. Da wir nicht am See selbst übernachten wollen, suchen wir uns ein preiswerteres Hotel landeinwärts, leider auch bergaufwärts. Einige Gasthöfe am Weg sind nicht mehr bewirtschaftet und so gelangen wir bis Mimmenhausen, wo wir ein hübsches Quartier finden. In der Abendsonne radeln wir noch zur nahen, großräumigen Schloßanlage Salem, wo wir aber nur einen geöffneten freundlichen Weinkeller finden, um uns für den Abend zu laben.

Vierter Tag: Mimmenhausen- Konstanz / Kreuzlingen, 62 km
Aus dem ständigen Klang des Geläutes der gegenüberliegenden Kirche schließen wir, in einem katholischen Gebiet übernachtet zu haben. Über Schloß Salem*, das wir aus Zeitgründen leider nicht besuchen können, denn es öffnet erst später seine Pforten, gelangen wir durch liebliche Wälder zum Affenberg* von Salem. Das ist ein großes Freigehege im Wald für ein paar hundert Berberaffen, die man ähnlich wie bei einer Safari vom Wege aus füttern kann und darf, es wird extra jedem Besucher ein Handvoll Popcorns gereicht, die man Stück für Stück den drolligen Gesellen anbietet. Auf einem breiten Waldweg, dem Prälatenweg, sind wir bald mitten in den Weinbergen der Wallfahrtskirche Birnau, die hoch über dem See thront und einen herrlichen Rundblick über den See und sein alpenländisches Panorama gewährt. Bei einem zufälligen Blick nach oben sehen wir den Prototyp des neuen Zeppelin den "Zeppelin NT" über unseren Köpfen fliegen, der in diesem Jahr schon PR-Flüge nach Frankfurt, zum Nürburgring und zur Expo nach Hannover absolviert hat.

Am Ufer des Überlinger Sees radeln wir auf ruhigen Wegen über Überlingen, Sipplingen und Ludwigshafen nach Bodman. Um den Aufstieg zum Bodanrücken zu vermeiden, nutzen wir den eigentlich gesperrten Weg am Seeufer entlang zur Marienschlucht, ein idyllisches Plätzchen mit Bewirtung für ein Picknick. Um ein Drehkreuz herum muß man sich nun mehr schiebend als fahrend den Weg am Ufer entlang bahnen, aber zum Umkehren war es zu spät. Schließlich mußten wir doch noch auf Umwegen den Bodanrücken erklimmen, denn der Ausgang des Weges in Wallhausen war gänzlich unpassierbar für Räder mit oder ohne Gepäck! Eine steile Abfahrt und ein kühles Bier im Strandbad von Wallhausen belohnt uns für die Mühen! An der auch von der Landseite stark besuchten Insel Mainau können wir beruhigt vorbeifahren, denn wir haben sie ja schon per Schiff in aller Ruhe genossen. Über Allmannshausen fahren wir in Konstanz ein, überqueren den Rhein, der hier gleichzeitig der Abfluß des Bodensees ist, passieren in den ehemaligen Hafenanlagen einen Personengrenzübergang und finden unsere Jugendherberge in einem Schlößchen am See in Kreuzlingen. Der Abend gehört nach dem Abruhen der alten Reichsstadt Konstanz und den von der großen drehbaren "Hafenhure", wie man die vollbusige moderne Imperiastatue hier ketzerisch nennt, überschatteten dicht bevölkerten Hafen- und Parkanlagen.

Fünfter Tag: Kreuzlingen - Böhringen, 46 km
Nach dem Frühstück im Schloß fahren wir bei blauem Himmel zurück nach Deutschland und über den Rhein in Richtung Insel Reichenau. Auf dem letzten eindrucksvollen Stück der deutschen Alleenstraße, die von Rügen quer durch Deutschland bis hierher führt, steht unter den großen Pappeln am Eingang zur Insel das Denkmal für den Heiligen Pirmin, der hier eine der ersten Christianisierungszellen des Abendlandes schuf. Die Klöster und Kirchen der Insel Ober-, Mittel- und Niederzell sind Zeugen dieser Vergangenheit. Natürlich hatte der Heilige damals schon das gute Klima erkannt, als er sich hier niederließ, da konnte man leben und arbeiten! Heute gibt es hier intensiven Obst- und Gemüseanbau, wenn auch die nunmehr riesigen Gewächshausanlagen einen herben Eindruck von Gewinnsucht auf Kosten der Natürlichkeit der Produkte hinterlassen. Die frisch geräucherten Bodensee-Felchen der Fischer hingegen ließen den eher negativen Eindruck etwas verblassen und solch ein Fischchen mußte zum Mittagspicknick mit in die Packtasche. Wieder zurück auf dem "Festland", die Reichenau ist ja mit einem künstlichen Damm damit verbunden, wenden wir uns auf ruhigen Wegen, durch ebenso ruhige Ortschaften, Radolfzell zu, wieder eine Gründung eines Mönches namens Radolf. Die Stadt selbst ist modern und laut, aber nach längerem Suchen fanden wir dann die einzige Unterführung unter den Bahngleisen hindurch, die die Stadt von den herrlichen Parkanlagen an Hafen und Strand abschottet. Eine solch verkehrstechnisch dominierende Lösung der Bahnanlagen kenne ich bis jetzt nur aus dem norwegischen Trondheim, wo man das Wasser des Fjordes hinter den höher liegenden Gleisen nur erahnen kann. Einen Vorteil erkannten wir schließlich, daß kaum ein Auto unsere beschauliche Fahrt über die Halbinsel Mettnau, das mondäne Kur- und Bäderviertel des Bodenseeraumes störte. Da uns es nicht zusagte hier zu übernachten, verließen wir die Stadt Richtung Singen, das wir am nächsten Tag sowieso besuchen wollten. In Böhringen an der Straße nahm uns ein hübscher kleiner Gasthof mit familiärer Bewirtung auf. Den herrlichen Sommerabend verbrachten wir aber doch noch auf der sonnenüberfluteten Mole von Radolfzell.

Sechster Tag: Böhringen- Stein am Rhein, 48 km
Es ist wieder sonnig warm und wir starten nach gutem Frühstück an der B33 entlang nach Singen. Die Vulkankegel des Hegau mit ihrem größten, auf dem die auch größte deutsche Festung liegt, rücken langsam näher. Wir besuchen die Landesgartenschau* am Fuße dieser Festung Hohentwiel* und verbringen dort die Morgenstunden Für einen Aufstieg zur Festung verbleibt keine Zeit und der Train*, der uns hinaufbringen könnte, verkehrt erst nach Mittag. Den Eiscnbahnknotenpunkt Singen und riesige Gewerbegebiete verlassen wir südwärts nach Rielasingen, wo wir wieder frei durchatmen können und wenden uns auf schönem Radweg wieder dem Bodensee, genauer gesagt, dem Zeller See, einem Teil des Untersees zu. Ein äußerst ruhige Fahrt schließt sich um die Halbinsel Höri an, denn hier gibt es kaum Durchgangsverkehr. Reine Erhol- und Kurorte liegen an landschaftlich reizvoller Küste, die auch mehrere bedeutende Künstler einst in ihren Bann zog. Da es mittlerweile wieder sehr heiß geworden ist, sollen an dieser Stelle einmal die in den meisten Bodenseeorten stehenden Trinkwasserbrunnen gewürdigt werden, an denen sich nicht nur der erhitzte Radler erfrischen, laben und seine Trinkwasservorräte auffrischen kann. Kurz vor Stein passieren wir beinahe unbemerkt zum ersten Mal die schweizerische Grenze und beziehen Quartier in der hinter dem Ort liegenden einfachen aber hübschen Jugendherberge am Fuße der Festung Hohenklingen. Selbst die Autos scheinen hier seltener zu fahren! Der Rhein hat sich hier wieder zu einem Fluß zusammendrängen lassen, es gibt wieder ein anderes Ufer und eine alte Steinbrücke hinüber, die die mittelalterlichen Stadtteile verbindet. Der "Steiner Beerli", ein hiesiger Wein, schmeckt bei diesem Anblick besonders gut! An der Schiffsanlegestelle sieht man noch die Marken vom Vierwochen-Hochwasser des vergangenen Jahres.

Siebenter Tag: Stein am Rhein - Schaffhausen und zurück, 66 km
Heute geht's mit leichtem Tagesgepäck auf die Tour, denn wir kommen hierher zurück. Wir wechseln bis Schaffhausen mehrere Male die unsichtbare Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland, da hier einst die altösterreichische Exklave Büsingen bestanden hat, die nur über den Rhein zu erreichen war und jetzt zu Deutschland gehört. Im schweizerischen Gebiet treffen wir am Radweg auf einen freien Grillplatz, an dem Holz gestapelt liegt und man sich jederzeit ein mitgebrachtes Steak zubereiten kann, vorausgesetzt man hat Feurstein und Zunder dabei. Eine nette Einrichtung schwyzer Gastlichkeit, finden wir. In Schaffhausen treffen wir auf ein Altstadtfest - na, man kennt solche Feste, sie sind nicht anders hier als in Deutschland - also nichts wie durch und hinauf auf die Festung Munot, von wo aus wir einen herrlichen Rundblick haben und diesen mit wenigen anderen Leuten genießen können. Beim Abstieg durch den Weinberg gelangen wir in ein altes Viertel der Stadt und zwängen uns nun wieder mit den Rädern durchs sonntägliche Festgewimmel Richtung Rheinfall. Schloß Laufen am anderen Rheinufer per Rad zu erreichen, ist ein wahrer Gewinn, denn es geschieht abseits der Touristenströme, die den Wasserfall sehen und erleben wollen. Wir erleben ihn auch an der Galerie, wo es über und um uns herum sprüht und tost. Was wird wohl im letzten Jahr beim Bodensee-Hochwasser hier los gewesen sein! Wir verkneifen uns die Bootsfahrt zum Felsenriff im Wasserfall und wenden uns weiter rheinabwärts nach Rheinau zu, wo wir eigentlich ein Inselkloster der iro-schottischen Missionierung Mitteleuropas vorfinden wollten. Auf der Rheininsel steht wirklich eine mächtige barockisierte Wallfahrtskirche mit Klosteranlage, aber unser gesuchtes ist es nicht. Das steht, wie wir erfahren, etwas weiter abwärts in Bad Säckingen. Na denn ein ander Mal!

An der überdachten hölzernen Rheinbrücke überrascht uns plötzlich ein Autostau auf schmaler Gasse und mitten in der Brücke der Zoll. Wir fahren wieder nach Deutschland ein. Ein kurzer Anstieg und eine Abfahrt und wir verlassen Deutschland schon wieder auf der Rückfahrt nach Schaffhausen. Noch ein Blick von einer Aussichtsterrasse auf den Wasserfall und wir müssen an belebter Straße zur Rheinbrücke, um auf das andere Ufer zu kommen. Erst kurz vor Diessenhofen gibt es wieder ruhige Radwege. Hier steht auch eine überdachte Holzbrücke und ebenso ein Grenzübergang, der heute am Sonntagabend sein Zollhäuschen gerade schließt. Jetzt ist also Zeit für Grenzgänger mit heißer Ware! - Wir bleiben aber auf schweizerischem Ufer und steuern ein hübsch am Hang gelegenes, alleinstehendes Gasthaus an, das besonders gern besucht wird, denn es ist fast voll belegt bzw. die Tische sind reserviert. Ein schöner sonniger Sommerabend geht bei einem guten Tropfen zur Pizza auf lauschiger Terrasse zur Neige. Bis Stein sind es nur noch 10 km auf ruhiger Straße, also keine Gefahr!

Achter Tag: Stein am Rhein - Romanshorn, 52 km
Heute früh ist es regnerisch und das Rheintal liegt in starkem Dunst. An der Schiffslände können wir uns gerade noch einstellen während ein zweistündiger heftiger Regenguß hernieder geht. Als der Regen nachläßt, überqueren wir den Rhein auf steinerner Brücke und fahren auf gutem Radweg über Steckborn, Ermatingen, Kreuzlingen und Münsterlingen nach Romanshorn. Der Weg führt immer an der Bahn entlang, leider nie am Ufer und ist somit auch nicht weiter erwähnenswert. Die Jugendherberge in Romanshorn ist sehr streng geführt, nicht nur, daß sie erst pünktlich 18.00 Uhr öffnet, nein, sie hängt voller Anweisungen und strenger Verbote, ist zudem eine moderne Kaserne ohne Fenster, nur mit mangelnder Belüftung durch Dachöffnungen, der Herbergsvater ein ausgedienter chauvinistischer schwyzer Soldat.

Neunter Tag: Romanshorn- Hard, 46 km
Nach beklemmender Nachtruhe verlassen wir bei schönerem Wetter als gestern, ohne erst das Frühstück abzuwarten, die ungastliche Stätte. Montags gibt es aber auch in der Schweiz keine offenen Bäckereien, nur Kekse bei Spar und wir folgen wieder der Eisenbahn, der stark befahrenen Bodenseestrecke, nach Arbon, Rorschach und Rheineck. Dichter Verkehr begleitet uns bis zum Grenzübergang in St.Margarethen am Rheindelta, wo der Rhein sein gesamtes Geröll des Gebirges seit Jahrmillionen abgelagert und eine weite fruchtbare Ebene geschaffen hat, in der sogar ein Flughafen Platz findet. Die Ebene weitet sich und der Radweg findet wieder Platz in freier Landschaft um Höchst und über die Rheinbrücke nach Lustenau. Die Dornbirner Ache hat sich parallel zum Rhein ein Flußbett gegraben und auf ihrem ruhigen Damm erreichen wir das Städtchen Hard. Wir genießen die Ruhe des weiten flachen Geländes am See und besuchen am Abend noch das in seinem Heimathafen liegende letzte Bodensee-Dampfschiff, die "Hohentwiel". Leider konnten wir sie nicht in Aktion bewundern, da sie nur gelegentlich zu Salonfahrten unterwegs ist. In der Jugendherberge, die in einem Sportzentrum untergebracht ist, hörten wir ständig das Klopfen von Schnitzeln aus der Gaststätte herauf, so daß uns nichts anderes übrigblieb, als am Schmaus teilzunehmen.

Zehnter Tag: Hard - Bregenz und zurück, 45 km
Nach zwei relativ erlebnisarmen Tagen am Südufer des Bodensees nähern wir uns heute gewissermaßen dem Höhepunkt der Tour, dem Festspielort Bregenz mit seinem südländischen Flair und seiner Aussichtsterrasse, dem Pfänder. Der Radweg führt zunächst durch dichtes Ufergehölz über die Bregenzer Ach zum Kloster Mehrerau, dann in dichterem Stadtverkehr abseits der Straßen zur Seebühne, wo kürzlich erst die Spielzeit mit Verdis Maskenball zu Ende gegangen ist. Das Bühnenbild mit seinem überdimensionalen Todesgerippe ist noch nicht abgebaut. Aber wir müssen uns beeilen, daß wir bis 10°° Uhr die Pfänderbahn* erreichen, die bis zu dieser Zeit noch kostenlos die Fahrräder mit hinauf nimmt. Wenn man nicht gerade in eine dichte Schar Senioren gerät, die selbst da hinauf wollen, ist das auch kein Problem. Auf der Höhe des Pfänders, fast 700 m über dem Seespiegel hat man eine herrliche Sicht über den gesamtem See. Ein gepflegtes, geräumiges Wildgehege, eine Adlerwarte mit Vorführungen und die eigentliche Gipfelgaststätte mit Aussichtsterrasse laden zum Verweilen ein. Ein Kammradweg führt über die Almen des Bregenzer Waldes zu den Milchbauern und Käsereien des Gebirges, von denen einige mit Wirtschaften aufwarten, in denen der ausgereifte Käse zu Wein und Bier gereicht wird. Die Abfahrt über Eichenberg und die Serpentinen nach Lochau hinab ist nur mit guten Bremsen anzuraten, da es auf dieser "Rennstrecke" auch verrückte Autofahrer gibt! Der Uferradweg bringt uns sicher zwischen der Fernstraße nach Deutschland, der Bahn und dem See wieder in die Stadt zurück, die einen Bummel vor allem in die befestigte Altstadt wert ist. Der Abend ist so schön, daß wir noch einmal unser Ticket nutzen und mit der Seilbahn hinauf fahren, um oben den Abend auf luftiger Terrasse bei einem Schöppchen Wein zu genießen, bevor wir die Talfahrt und den Rückweg antreten.

Elfter Tag: Hard - Langenargen, 42 km
Heute schließt sich der Kreis und wir fahren nach Langenargen zurück. Den schönen Radweg nach Bregenz kennen wir nun schon und ab Lochau geht es auf ruhigen Wegen nach Lindau, wo ein Stadtbummel wohl Pflicht ist. Die Inselstadt ist weitestgehend vom Verkehr frei. Die Löwenmole, der Mang-Turm, das touristische Gewimmel am Hafen und in der Stadt mit seinem reich bemalten Rathaus, seinen schmalen alten Gäßchen und den Geschäften mit dem kleinen Plunder, der den bummelnden Urlauber animiert, sind schon erlebenswert. Wasserburg, Nonnenhorn und Kressborn sind hübsche Badeorte, die nahtlos ineinander übergehen, allerdings kaum Platz für eine Radpause am Wasser lassen, da der Strand vorwiegend in Privatbesitz ist. Wir finden erst ein Picknickplätzchen in einem Strandbad, das wir allerdings mit unserem Ticket gratis betreten dürfen. Als wir unser Auto wohlbehalten vorfinden, fallen die ersten Regentropfen. Die Saison ist nun wohl endgültig vorbei. Eine Pizza beim Italiener zum Abschied und die Fahrräder auf dem Dach des Autos befestigt, verlassen wir mit einem letzten Blick auf den regengetrübten See das Städtchen.

Ursula & Gerald Hummel, Niederwiesa bei Chemnitz

« zurück zur Übersicht | nach oben