Logo ADFC01KontaktImpressum
Wir treten für Radfahrer ein, tretenSie mit!
Logo ADFC02 Fahrraeder



  c
Startseite

Radtouren '03

Radrouten
Radurlaub

Geschäftstelle
Mitglied werden
Verein

Nützliche Links
Landesverband
Bundesverband


 

 

 

» Eine kulturhistorische Radtour durch Franken

Erster Tag: Anreise per Bahn nach Nürnberg und 15 km per Rad nach Wendelstein
Nachdem wir im Interregio- Fahrradabteil (Kapazität ca. acht Fahrräder) von Marktredwitz kommend das romantische Pegnitztal durchfahren haben, erreichen wir den Nürnberger Hauptbahnhof.
Entweder man fährt jetzt mit U-Bahn Linie 1 bis Messezentrum (Fahrräder werden mitgenommen), wenn man nicht die Stadtdurchfahrung wählen will, oder man tritt aus der Bahnhofshalle heraus und fährt gleich rechts ohne den Bahnhofsplatz zu überqueren bis zur zweiten Brücke unter der Eisenbahn hindurch, den Marientunnel, in die Regensburger Str., weiter Hainstr. und Münchner Str. auf Radwegen ebenfalls Richtung Messezentrum.

Von hier weiter die Münchner Straße bis zum Frankenzentrum vor der Autobahnauffahrt Zollhaus und rechts ab den Radweg Richtung Steinbrüchel, dort führt der Wanderweg (für Radfahrer geeignet) mit Markierung gelber Strich die Schwanstetter Straße und weiter die A6 kreuzend durch ruhiges Waldgebiet nach Wendelstein.

In Wendelstein, einer wendischen Gründung kreuzen wir als erstes den ehemaligen Ludwig- Donau- Main- Kanal bevor wir in das Städtchen einfahren. Gegenüber dem alten Renaissance-Rathaus kann die Pension Cafe Enßer zur Übernachtung empfohlen werden. Sehenswert ist die noch zu erkennende Anlage der Kirchenburg (ev. Kirche), die zur Wohnanlage umgestaltete alte Fachwerk-Mühle an der Schwarzach, die bei Schwabach etwas weiter westlich in die Rednitz mündet und der bereits erwähnte hier noch erhaltene Ludwigkanal aus der Mitte des 19.Jhd.

Zweiter Tag: von Wendelstein nach Pleinfeld 53 km
Nach ruhiger Nacht im Hause der letzten richtigen Bäckerei am Ort erwachen wir mit dem angenehmen Geruch frisch gebackener Brötchen und verlassen frühstücksgestärkt das hübsche Städtchen aufwärts in Richtung Süden auf dem Radweg Richtung Brombachsee. In Rednitzhembach wird zum ersten Mal der neue 1992 eingeweihte Rhein-Main-Donau-Kanal gekreuzt bevor wir in das Rednitztal aufwärts einbiegen. Bis Roth müssen wir ein Stück Landstraße fahren, aber es lohnt sich, denn in Roth ist ein interessantes Stück Geschichte im Schloß Ratibor zu erleben. Das Museum ist nur sa. und so. von 13-16.00 geöffnet. Die Rednitz weiter aufwärts geht es bis Georgengmünd, hier bilden der fränkische und der schwäbische Rezat die Rednitz, und wir fahren Richtung Süden weiter den schwäbischen Rezat aufwärts über Mühlstetten nach Pleinfeld auf ruhiger Straße an sieben Mühlen vorbei und können in Pleinfeld dieses Mal in einer Metzgerei gleich neben der Kirche eine preiswerte Übernachtung mit guter Küche finden.
Eine Alternative zu dieser Route besteht in dem genannten Brombachradweg, dem wir von Rednitzhembach in gut ausgeschilderter Weise folgen können, um dem neu angelegten Wasserspeicher des Altmühl-Main-Überleitersystems einen Besuch abzustatten. Selbst in seinem noch im Bau befindlichen Zustand ist er schon ein Wassersport- und Vogelparadies ersten Ranges. Am Nordufer entlang erreichen wir den Staudamm an dem wir das genannte Überleitersystem auf einer Tafel anschaulich erläutert bekommen. Über den Staudamm hinweg fahren wir nach wenigen Kilometern durch sein Westtor in der erhaltenen Stadtmauer in das Städtchen Pleinfeld ein.

Dritter Tag: von Pleinfeld nach Treuchtlingen ca 20 km
Heute geht es immer noch weiter am Rezat "aufwärts" zur europäischen Wasserscheide. Doch vorher gibt es noch einige interessante Sehenswürdigkeiten zu passieren. Da ist zuerst zwischen Pleinfeld und Ellingen auf einer kleinen Anhöhe am Wegrand ein nicht näher bezeichneter Findling aufgestellt, der die Passage des Limes und zwar des rätischen, sogenannten "trockenen Limes", den Grenzwall der Römer aus dem 2./3. Jhd. markiert. Ab jetzt kann man Hinweise auf ehemalige Kastelle, Heeresstraßen und Befestigungstürme der einstigen befestigten römischen Grenzlinie erwarten. Bereits in Ellingen, einer Hochburg des Deutschen Ordens, liegt westlich auf einer Anhöhe Richtung Höttingen das Kastell Sablonetum, ein nach standardisierter Vorlage errichtetes Verteidigungsfort für römische Kohorten gegen die germanischen "Barbaren". Natürlich sind nur noch Mauerreste der gesamten Anlage vorhanden, aber man kann die Ausmaße der Anlage erfassen und auf Anzeigetafeln die Historie der römischen Besatzungszeit erfahren. In Ellingen selbst, das man durch das erhaltene mittelalterliche Pleinfelder Tor erreicht, findet man eine große Anzahl barocker Wohn- und Verwaltungsbauten, ein Rokoko- Rathaus und als markanteste Anlage das Deutsch-Ordens-Residenzschloß als ehemaligen Hauptsitz des Ordens in der Ballei Franken. Hier kann das Schloß besichtigt werden, bei dem man reichlich Informationen über den Deutschen Orden und seine Tätigkeit im frühen Mittelalter in Ost- und Mitteleuropa erhält und ein reichhaltiges Museum der Kultur Ostpreußens. Kurz vor dem Ortsausgang Richtung Weißenburg lohnt noch der Besuch der Kirche des Ordens mit wiederum hohem musealen Wert. Bevor man das einst bedeutende Städtchen Richtung Weißenburg verläßt, sollte man den Rückblick auf die große ummauerte Anlage nicht versäumen.
Drei Kilometer weiter nach Süden erreichen wir Weißenburg, das als ehemaliger karolingischer Königshof und später als freie Reichsstadt größere Bedeutung besaß, wenn auch Siedlungsreste wieder in die Römerzeit zurückreichen - in der unüberbaut erhaltenen Freifläche des Kohorten-Kastells Biriciana, dessen Nordtor auf dem strategisch günstigen Hochplateau westlich der Altstadt rekonstruiert wurde. Die typisch quadratische Grundfläche dieser Kastelle ist deutlich erkennbar und etwa dreihundert Meter weiter westwärts besuchen wir das "Bäderviertel" der alten Römer - eine überdachte, museal betreute Grabungsanlage der Haupttherme und im Umfeld weitere Badeanlagen für das "Fußvolk" der "italischen" Legion, die hier ihren Grenzschutzdienst zu versehen hatte.

Weißenburg selbst besitzt des weiteren ein römisches Museum und einen gut erhaltenen Stadtkern mit fast vollständiger Stadtmauer mit 38 Türmen und dem romantischen Ellinger Stadttor, durch das wir in die Stadt einfahren. Wer noch nicht genug Historie erlebt hat, kann noch zur Wülzburg aufsteigen, die als eine der größten Renaissancefestungsbauten Europas zählt und von den brandenburg- ansbachischen Fürsten auf älterer Anlage gebaut wurde.

Auf der Weiterfahrt wählen wir den Weg vom Kastell Biriciana an der ICE- Ausbaustrecke nach München entlang, wo wir nach etwa 6 km die erwähnte Wasserscheide erreichen. Hier ist ein origineller Brunnen aufgestellt, dessen Pumpwasser auf der einen Seite in Richtung Altmühl - Donau - Schwarzes Meer und auf der anderen in Richtung Rezat - Rednitz - Regnitz - Main - Rhein - Nordsee abfließt. Gleichzeitig befindet man sich hier an der historischen Stelle, wo einst - nämlich im Jahre 793 - Karl der Große schon einmal eine Verbindung der beiden Wassersysteme zwischen Rezat und Altmühl bauen lassen wollte. So steht es am Bahnwärterhäuschen nebenan geschrieben. Er wählte die Stelle, wo sich beide Flußsysteme bis auf drei Kilometer annähern, und ließ die heute nach ihm benannte "fossa carolina" anlegen, zwei fertiggestellte Kilometer dieses Karlsgrabens, den man heute noch sehen und bestaunen kann. Im Orte Graben stehen Informationssäulen, die die Historie der nunmehr drei Kanalsysteme anschaulich darstellen.

Nach dieser Fülle von kulturhistorischen Denkmalen erreichen wir das Altmühltal im ruhigen Städtchen Treuchtlingen. Nicht die zwanzig Kilometer des heutigen Tages, sondern die vielen Eindrücke haben uns ermüdet, und wir suchen uns eine Unterkunft im Städtchen, das wir gegen Abend noch etwas zu Fuß durchstreifen können oder dem neuen Thermalbad einen Besuch abstatten. Wir haben das Fränkische Jura erreicht und finden auf Schritt und Tritt den weißgelblichen Kalkstein dieser Region, ob nun als vorzüglichen Schotter für den Radweg oder als Bau- und Ziermaterial an und in den Häusern, Gaststätten und Kirchen. Selbst als Dachdeckungsmaterial liegt der schiefrige Kalkstein auf den flachen, stumpfwinkligen Dächern der Jurahäuser, die man jetzt häufiger antrifft, als die für Franken so typischen Fachwerkhäuser. An den Wander- und Radwegen oder sonstigen touristischen Informationstafeln finden wir jetzt oft das Ammoniten - Symbol, das den Naturpark Altmühltal - den größten Naturpark Deutschlands - kennzeichnet und uns auf den folgenden Etappen immer wieder begegnen wird.

Vierter Tag: von Treuchtlingen nach Eichstätt ca. 50 km
Heute begeben wir uns auf dem Altmühlradweg in den romantischen Teil des Tales hinein, das hier enger und windungsreicher wird. Die Bahnlinie und die Straße auf dem anderen Ufer sind nicht dicht befahren und der Weg führt in unmittelbarer Flußnähe entlang, wo wir Paddlern begegnen, die am Campingplatz in Pappenheim auf das Rad umsteigen und ihre Boote den entgegenkommenden Radfahrern überlassen. Eine schöne Form des sanften Tourismus! - Und General Blücher ". kannte seine Pappenheimer." , die hier aus der wilden Burgruine stammten! - Im nächsten größeren Ort Solnhofen sind wir am Ort der großen Jurakalksteinbrüche, in denen so besonders viele und gut erhaltene Relikte an versteinerten Lebewesen des Jura, wie Ammoniten, kleineren Flugsaurier und ähnlichen urtümlichen Getiers gefunden werden. Die Bedeutung des Solnhofener Kalksteins und die Konservierungsmethode der "Verkalkung" wird im Juramuseum am Bahnhof, wo der nunmehr sechste Fund eines Urvogels, des Archeopteryx, zu bewundern ist, ebenso verständlich gemacht, wie in einem Kiosk gegenüber gegen bare Münze, wo man unter anderem sich auch einen Hammer zum Steineklopfen im Steinbruch ausleihen kann. Besonders auffallend ist die waagerechte Schichtung des Kalksteins am Talhang, dessen Sedimentcharakter darin zum Ausdruck kommt.
Die engen Windungen des Tals machen diesen Teil der Altmühl zum schönsten Abschnitt der Tour. Immer wieder treten Dolomit-Kalksteinfelsen aus dem Flußhang hervor. In Dollnstein sind in einer Burganlage aus Kalkstein Wohnhäuser eingebaut bzw. Turm- und Maueranlagen bewohnbar gemacht worden. Ein recht mittelalterliches Gepräge dieses gastfreundlichen und ruhigen Ortes kommt außerdem in einer Stadtmauer mit einigen erhaltenen Stadttoren zum Ausdruck.

Das wildromantische Tal zieht sich bis Eichstätt hin, das sich schon durch eine große Klosteranlage in einem kleineren Vorort ankündigt, über einer Talweitung rechtsseitig sich eine riesige Burganlage- die Willibaldsburg- erhebt und nach einer Rechtsbiegung des Flusses sich endlich auch der Blick auf die Bischofsstadt öffnet, in der kirchliche Bauten - der Dom, die Jesuitenkirche mit ihrer großräumigen Bildungseinrichtung, Klöster verschiedener Orden und die fürstbischöfliche Residenz - dicht gedrängt im Wechsel mit barocken Wohn- und Verwaltungseinrichtungen den Stadtkern bilden. Wir beziehen Quartier im "Trompeter" in der Innenstadt, um uns nach einer Dusche und einer Erfrischung in die Fülle an Architektur zu stürzen, die dem Altmühlradweg nicht umsonst den Beinamen "Tour de Baroque" verliehen hat, reich an religiöser Historie und lebendigem Flair, denn die katholische Universität als einzige deutschsprachige Bildungseinrichtung dieser Art, das Jesuitencollege, ein Priesterseminar und eine Musikschule im Dominikaner-Kloster sorgen für reges Geistesleben in diesem herrlich gelegenen Städtchen. Ein Aufstieg entweder zur Willibaldsburg oder am gegenüberliegenden Hang der barocken Asam-Kirche lohnt sich nicht nur wegen des schönen Blickes auf die Stadt. Die Abendandacht im katholischen Eichstätter Dom - einer katholischen Diözese im sonst evangelischen Franken - rundet den erlebnisreichenTag auf beruhigende Weise ab. An das Läuten der Kirchenuhren nacheinander zu jeder Viertelstunde und besonders zur vollen Stunde hat man sich jetzt hoffentlich schon gewöhnt, sonst ist man zum lautstarken Sechs-Uhr-In-der Früh-Läuten nicht ausgeschlafen genug!

Fünfter Tag: Von Eichstätt nach Beilngries 56 km
An der Mauer des Jesuitencolleges entlang finden wir den Radweg durch die Altmühlwiesen. Noch lang kann man sich auf dem Radweg umschauen und sieht immer noch den Dom und die Burg herausragen, bevor einem wieder die Natürlichkeit der Landschaft bewußt wird, wenn man den Hinweis auf den Feuchtgebietslehrpfad Landershofen - Pfünz zu beiden Seiten des Flusses entdeckt. Trockentalbildungen und Feuchtgebietsvegetation werden erläutert mit ihren Auswirkungen auf pflanzliches und tierisches Leben. Der Graureiher steht in der Wiese oder im Stillwasser des Flusses. Er ist scheu und fliegt auf, wenn er Bewegung bemerkt. Eine unter Denkmalschutz stehende Steinbrücke in Pfünz bezeichnet die alte Römerstraße, die hier im Hinterland des Limes die Truppenbewegungen und Versorgungsnachschübe ermöglichte und zum Römerkastell Vetonianis führt, das hier in Pfünz zu besichtigen ist. Ein Wanderwegweiser an der Almos-Mühle im Tal weiter abwärts vermerkt, daß wir uns jetzt auch auf dem Europäischen Fernwanderweg E8 (Nordsee- Rhein- Main- Donau- Karpaten) befinden. Vor der Mühle am Kalksteinfelsen treten einige Karstquellen aus dem Boden, die als Naturdenkmal markiert sind. In der Mühle gibt es preiswertere und ruhigere Unterkünfte als in Eichstätt. - Am Südufer erhebt sich weiter abwärts die Burgruine Arnsberg und noch weiter steht in der Wiesenaue auf dem gegenüberliegenden Ufer ein weiß leuchtendes Kirchlein mit weißer Umfassungsmauer. Der Abstecher lohnt sich, denn man befindet sich auf dem Grund und Boden des Römerkastells Böhming.
Der Belag des Radweges besteht jetzt fast durchgängig aus feingeschottertem Kalkstein, der sich ausgezeichnet befahren läßt und landschaftstypischer als die sterile Asphaltbahn ist. Kurz darauf treffen wir in Kipfenberg wieder auf einen Markierungsstein des Limes, der hier die Altmühl kreuzte und über hohe Felsklippen aufwärts der Donau zustrebte. Im weiteren Verlauf hört man lautstark die Autobahn A9 sich am Hang auf dem anderen Ufer emporwindend. In Ilbling verweist eine Hinweistafel wieder auf prähistorisches Gelände, eine Vorzeitfestung aus der Urnenfelderzeit, die Schellenburg auf dem Bergrücken an der Mündung der Schwarzach in die Altmühl. Auf altem Bahndamm unterqueren wir zügig die Autobahn, um wieder ruhigeres Terrain zu erreichen und schon lädt uns in Kinding eine leuchtend weiß getünchte Kirchenburg mit drei Befestigungstürmen mitten in einem hübschen kleinen "Dolomitenstädtchen" zum Besuch ein. Das Tal der Altmühl weitet sich jetzt nach Beilngries zu, wo wir dem heutigen Etappenziel zustreben und im altstädtischen Stadtkern in der Metzgerei oder im Stadtcafé Quartier beziehen.

Nach einer Erholungspause und einem Duschbad können wir das Altstadtcafé im Wiener Stil besuchen und anschließend noch zum Schloß Hirschberg aufsteigen, das zwar nicht zu besichtigen ist, da es eine Bildungseinrichtung der Diözese Eichstätt ist, aber trotzdem lohnt sich der Besuch des Schloßhofes mit seinen romanischen hochaufragenden Wehrtürmen am Eingang und wegen eines Aussichtspunktes oberhalb des Schlosses auf das Altmühltal.

Sechster Tag: von Beilngies nach Kelheim 47 km
Heute wollen wir die Donau bei Kelheim erreichen und fahren das sich weitende Altmühltal auf dem Südufer entlang durch die Flußauen, wo wir wieder Reiher und Schwäne beobachten können. Nach wenigen Kilometern erreichen wir auf dem verfüllten Graben des letzten Stückes des Ludwigkanals den neuen Rhein-Main-Donau-Kanal, der hier bei Dietfurt in die mit einer Schleuse abgeschottete Altmühl einmündet. Gleichzeitig münden von Norden her die Wissinger und die Weiße Laaber, die mit einem neu gestalteten Mündungsverlauf über kleine Kaskaden, Bachschleifen und kleine Stillwasser den Kanal speisen. An der Wallfahrtskirche von Griesstetten vorbei empfiehlt sich der südliche noch nicht ausgebaute Weg durch die vielleicht später einmal gesperrte neu entstehende Biotop- Landschaft. Der hier beginnende Ausbau der Altmühl zum ca 60m breiten Kanal hat zu großen Diskussionen geführt, aber man findet dafür jetzt durch die Begradigung entstandene Stillwasser, Kanalarme und untereinander verbundene Lagunengewässer, die durchaus schon wieder als Feuchtbiotope anzusehen sind bzw. sogar neu angelegt wurden, um Flora und Fauna eine bessere Entwicklungsmöglichkeit zu geben. Häufig gibt es sogar kleine künstliche Inselchen in den Gewässern und aufgehäuftes Gestrüpp, damit sich wieder Unterholz und damit Schutzdickicht für Kleintiere jeder Art bilden kann. Natürlich sieht man auch eine Reihe abgestorbener Uferbäume, die dem veränderten Wasserspiegel zum Opfer fielen, oder es fliegt mal ein verunsicherter Graureiher auf, wenn ein Frachtgut-Transporter vorbeigleitet, aber jedes Schiff, das den Kanal nutzt, entlastet schließlich die Umwelt und die schon übermäßig ausgelasteten Autobahnen.
Nach einer großen Schleife der Altmühl erreichen wir Riedenburg mit seiner Rosenburg auf steilem Felssporn und einem einzigartigen Kristallmuseum in dem man u.a. der Welt größte Bergkristallgruppe und die einmaligen Nachbildungen fast aller bekannten großen Diamanten und anderer besonderer Edelsteine mit der Historie ihrer berühmten Besitzer bestaunen kann. Hier an der Mündung des Schambaches in die Altmühl fällt wieder die schöne Ufergestaltung des Kanals auf, die in einem kleinen Teichsystem mit Brücken und Wegen dem Fußgänger und dem Radfahrer gleichermaßen Bewegungsraum bietet. Hier befindet sich am Oberlauf des Schambaches nahe des Ortes Pondorf die sogenannte Bavariabuche, ein 900-jähriger Baum, der als Symbol des Umweltschutzes in Deutschland dient. - Wir bleiben auf dem Südufer der Altmühl, da sich am anderen Ufer der Weg neben der Straße befindet. Es bietet sich der Blick auf das Schloß Prunn und gegenüber an unserem Radweg steht ein kleines Stiftskirchlein.

In Essing ist eine der neuen Brücken über die Altmühl sehenswert, eine originelle Fußgängerbrücke als hölzerne Hängekonstruktion vor der Kulisse der Burgruine Randeck. Kurz vor der Mündung in die Donau dämmt die Schleuse Kelheim mit ca. 8m Stauhöhe die Altmühl ab, bevor wir Kelheim selbst erreichen und uns im Weißen Lamm gleich hinter dem Westtor einquartieren. Nach Dusche und kurzer Ruhepause steigen wir zur Befreiungshalle auf, einem König-Ludwig-Bau zum rühmenden Gedächtnis an die Befreiungskriege gegen Napoleon. Sie steht auf der strategisch günstigen Landzunge, auf der sich einst das keltische Oppidum Alkimoennis befand, welches durch eine sogenannte Keltenmauer zwischen dem Donauufer bei Weltenburg und der Altmühl im Norden abgeriegelt war. Das erfahren wir im prähistorischen Museum im Herzogskasten von Kelheim, wo sich u.a. auch Reste der Römerkastelle der Umgebung befinden. Das Museum schließt allerdings schon 16 Uhr. In der Schneider-Weiße-Brauerei beschließen wir den Abend bei deftiger Grillhaxe und Weißbier. Der Rückweg führt uns durch das romantisch erleuchtete Städtchen. Wir werfen noch einen Blick durch das Altmühltor auf die halbkreisförmige Fußgängerbrücke über den Kanal und über allem leuchtet majestätisch die Befreiungshalle auf dem Frauenberg. Der zu Ehren des Erbauers der Halle benannte Ludwigplatz mit dessen Denkmal ist so originell beleuchtet, daß man über den Effekt erstaunt ist, bevor man alle Lichtquellen geortet hat: Jeder Hausgiebel ist von oben mit Halogenstrahlern beleuchtet, dazu sind Lampen in den jungen kugeligen Straßenbäumen versteckt, so daß das Laub der Bäumchen ein grünes schummriges Licht reflektiert. Brunnen-, Denkmal- und Kirchenbeleuchtung tun ihr übriges zu den einladend erleuchteten Wirtshaus- und Geschäftsfenstern.

Siebenter Tag: von Kelheim nach Abensberg und zurück ca. 60 km
Heute genügt kleines Gepäck, wir kommen zum Weißen Lamm zurück. Eine Rundtour entlang der Donau und ins Niederbayrische steht auf dem Programm. Zunächst führt uns der Weg an der Schiffsanlegestelle vorbei am Donaunordufer zum Klösterle, einer Felsenkirche mit der Einmaligkeit, daß der gewachsene Fels das offene Kirchenschiff überdacht. Wir nähern uns der Weltenburger Enge, dem Donaudurchbruch durch die Kalksteinfelsen, an der die Donau auf eine Breite von 80 m zusammengedrückt wird und auf beiden Seiten keine Passage am Flußufer zu Fuß möglich ist. Wo der Weg zu Ende ist, fährt täglich ein motorgetriebener Nachen, der uns mit den Fahrrädern die drei Kilometer nach dem Kloster Weltenburg übersetzt. Übersteigt man zu Fuß die Klippe an der Enge, so überquert man den bereits erwähnten Keltenwall, der eindrucksvoll in der Landschaft zu erkennen ist. Das Kloster, das bereits seit dem Jahre 600 existiert, die Asam-Klosterkirche im reichen Barock, der Biergarten der ältesten Klosterbrauerei der Welt (!), die seit 1050 ununterbrochen deftiges Schwarzbier braut und die archäologischen Grabungen auf dem Frauenberg hinter dem Kloster, wo u.a. der Wolfgangswall, ein etwa fünf Meter hoher Erdwall zu besichtigen ist, sind die interessantesten Sehenswürdigkeiten dieser Gegend. Auf der anderen Seite der Donau endet der rätische Limes und geht hier in den sogenannten "nassen Limes", die Donau, über, markiert durch die Hadrianssäule. Dahin kann man sich in Weltenburg übersetzten lassen. In Eining wechseln wir wieder das Ufer und erreichen das strategisch wichtige Römerkastell Abusina, in dem man die Reste eines ersten großen und eines spätantiken kleineren, aber dafür stärker befestigten Kastells besichtigen kann. Die Anlage weist Reste einer Thermenanlage mit hypocaustum auf, das hier als eine kombinierte Fußboden- und Wandheizung ausgeführt war. Eine mansio- eine Poststation mit Rasthaus- ist zu erkennen und eindrucksvoll erklärt. Wir wenden uns aus dem Donautal heraus dem Abenstal zu, das wir in Bad Gögging mit seinem Bäderviertel um die Limes-Therme herum erreichen. Von hier fahren wir den lieblichen Abens-Radweg entlang nach Abensberg, nehmen hier ein Mittagessen ein und wählen den Weg zum romanischen Doppelkloster Biburg. Der Rückweg von Biburg führt auf einem Radweg im diskreten Abstand zur Bundesstraße 16 durch eine sanfte Hügellandschaft zurück über Saal nach Kelheim.
Achter Tag: von Kelheim nach Bad Gögging und zurück ca 40 km
Eine Entspannungspause haben wir uns verdient und fahren heute nach einem kurzen Besuch des sehenswerten prähistorischen Museums mit leichtem Badegepäck die Fahrstraße von Kelheim aufwärts Richtung Weltenburg, um in Bad Gögging dem Thermalbad "Limestherme" einen Besuch abzustatten. Für zweieinhalb Stunden oder länger wässern wir uns im warmen Thermalwasser an Massagedüsen, in Whirlpools in der Halle oder im Freien, um eventuell verspannte Muskulaturen zu lockern, schwimmen im temperierten Bewegungsbecken, ruhen ab, um uns danach im irisch-römischen Dampfbad zu entschlacken und wieder im Ruhesessel Platz zu nehmen. Wer das Bräunungsstudio besuchen will, kann auch dieses ausgiebig tun. Das Tagesgericht der Badgaststätte ist preiswert und gut, und anschließend kann man in gemütlicher Atmosphäre noch in einem Boulevardcaf‚ des neuerbauten Kurviertels seinen Kaffee einnehmen oder "Bei Fritz" gleich neben dem Bad einkehren, um anschließend auf der gleichen gemütlichen Tour wieder Kelheim zuzusteuern.

Neunter Tag: von Kelheim nach Regensburg Hinfahrt ca. 40 / 50km
Als Vorschlag für einen weiteren Tag von Kelheim aus können wir die Donauschleifen abwärts nach Regensburg fahren, wo sich ein Stadtbummel anschließt, der uns die Schönheit und die Historie der einstigen Freien Reichsstadt mit dem Dom, den Resten des einstigen Legionskastells "castra regina" und dem Thurn-und-Taxis-Schloß mit der Klosterkirche St. Emmeram und vielen anderen Sehenswürdigkeiten lebendig werden läßt. Zehn Kilometer donauabwärts kann sich ein Abstecher zur Walhalla, eines Denkmals aus der Zeit König Ludwigs anschließen, der uns eindrucksvoll (neu-) griechische Architektur vor Augen führt. Der Rückweg kann auf dem nördlichen bzw. westlichen Donauufer über Sinzing erfolgen, wo man eine hübsche Pension zur Zwischenübernachtung findet oder man wählt Bahn oder Schiff, wenn man schon zu viele Kilometer in den Beinen hat.

Zehnter Tag: von Kelheim nach Berching 59 km
Heute verabschieden wir uns von Kelheim, dem einstigen Herzogssitz der Wittelsbacher und wenden uns dem Radweg auf dem gegenüberliegenden Ufer zu, der uns zunächst am Nordufer zurück zum Schulerloch führt, einer Höhle, die mit prähistorischen Funden von Neandertalern aufwarten kann und somit das Altmühltal als eine der ältesten Siedlungsgegenden Deutschlands kennzeichnet. Zügig fahren wir jetzt, nur durch kleinere Rasten unterbrochen, die wir immer so etwa nach 10 km einlegen, durch Riedenburg nach Beilngries zurück, immer am Nordufer der Altmühl entlang. Hinter Dietfurt wählen wir aber jetzt den Radweg am Kunstbau des Kanals entlang, verlassen also die Altmühl, um den jüngsten Teil des Kanalbaus zu befahren. Hier ist es teilweise noch eintönig und wenig bewachsen, weil die Kanalböschungen gerade erst zarten Bewuchs nach den Bauarbeiten aufweisen. In Beilngries, das wir jetzt auf der Rückfahrt auf ganz anderer Strecke erreichen, essen wir an der neu angelegten Schiffsanlegestelle im flachen Restaurantpavillion zu Mittag und setzen die Fahrt gestärkt Richtung Norden fort. Wir folgen jetzt dem Flußbett der Sulz, das für den Kanal erweitert wurde, ähnlich dem Altmühltal, nur mit dem Unterschied, daß wir hier bald auf die Zeitzeugen des Kanalvorgängers, des Ludwig-Donau-Main-Kanals treffen. Dieser Kanal zog sich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts am östlichen Flußhang der Sulz entlang, entsprach natürlich nicht mehr den heutigen Anforderungen mit seinen ca. 17 m Breite und 4,5 m breiten Schleusen und wurde deshalb auch durch den neuen Kanal ersetzt. Etwa ab Plankstetten, wo sich am Westhang des Sulzbachtals die altehrwürdige Benediktinerabtei erhebt, ist der Ludwig-Kanal noch erhalten und auf alten Treidelwegen erlebbar. In Berching, einem sehr hübschen mittelalterlichen Städtchen mit erhaltener Stadtmauer, vielen Türmen und einem Kloster steigen wir in einem der reichlich vorhandenen Gasthöfe ab und schlafen in gediegenen neueingerichteten Zimmern der preiswerten Spitzenklasse.

Elfter Tag: von Berching nach Wendelstein 59 km
Wir folgen nach dem reichhaltigen Frühstück dem Ludwig-Kanal mit seinen erhaltenen Schleusen und gepflegten Ufern noch bis Mühlhausen und wenden uns westwärts weg vom Ludwig-Kanal dem neuen Kanal zu und umfahren den Dürrlohspeicher, der den neuen Rhein-Main-Donau-Kanal in der Scheitelhaltung unterstützen soll. Die Schleuse Bachhausen des RMD mit einer Hubhöhe von 24,7 m sperrt nämlich den ca. 15 km langen Scheitelbereich Richtung Donau ab. Hier "oben" radelt man durch eine ruhige idyllische Gegend, denn die Betriebswege des Kanals sind auf beiden Seiten die einzigen Verkehrsträger und nur für Fahrräder erlaubt. Der Scheitelpunkt, d.h. die europäische Wasserscheide ist durch eine Granitstein-Schneide auf beiden Seiten des Kanals markiert. Die Schleuse Hilpoltstein auf der Rheinseite setzt den Hubhöhen der Sparschleusenanlagen noch eins drauf und läßt die Transportkähne um über 30 Meter absenken. Der Abstieg des Kanals ist steiler, und an der kurz darauf folgenden Schleuse Eckersmühlen verlassen wir den Kanal, um uns am Rothstausee eine verdiente Pause im Kiosk am Badeplatz des Vorbeckens zu gönnen. Der eigentliche Stausee ist in seinen Uferzonen abgesperrt und beispielgebend mit Neuanlagen von Uferfeucht-Biotopen ausgestattet. Das neu angelegte Rothstausystem soll die Wasserhaltung des Kanals unterstützen und ist gleichzeitig mit dem bereits erwähnten Altmühlüberleiter des Brombachsees verbunden. Der rote Georgenkreuzweg, bzw. Der Radweg "Richtung Ludwigkanal" führt uns jetzt über Land und durch schöne Kiefernwälder nach Wendelstein, an den Ausgangspunkt unserer Fahrt, wo wir wieder bei Café Enßer unser Quartier beziehen. Am alten Treidelweg des Ludwig-Kanals geht es morgen nach Nürnberg zurück.

Zwölfter Tag: von Wendelstein nach Nürnberg 15 km
Die Rückfahrt nach Nürnberg erfolgt am westlichen Ufer des Ludwigkanals entlang Richtung Zentrum Nürnberg. Der Kanal ist hier bis zur Stadtgrenze mit Schleusen und noch bewohnten Schleusenwärterhäuschen von 1870 erhalten geblieben, und führt uns durch Parks und eine auf dem Kanal ausgebaute Chaussee bis zum Frauentorgraben in Bahnhofsnähe. Wir haben den Rhythmus der Großstadt schon wieder im Blut, haben aber ein Stück sanften Tourismus geübt und zehren noch nachhaltig von den vielen Natureindrücken abseits der Schlagadern der modernen Gesellschaft. In Nürnberg bleiben noch ein paar Stunden Zeit für einen Übersichtsbesuch im Germanischen Nationalmuseum, einen Gang durch die Carolinenstraße zum neuen Brunnen "Das Ehekarussell" oder in das Terrain der Reichsburg. Am Nachmittag laden wir unsere Räder in den Interregio und fahren heimwärts.

Gerald Hummel, Chemnitz, 1995

« zurück zur Übersicht | nach oben